Gestern Abend war es nun soweit und ProSieben zeigte das Finale der zweiten Staffel des "Grey's Anatomy"-Ablegers "Private Practice". Nach der Folge wird es wohl auch Zeit ein kleines Fazit zu ziehen und eine genauere Beurteilung über die Serie abzugeben [was nach der 9-teiligen ersten Staffel nicht unbedingt möglich war].
Als erstes lässt sich wohl sagen, dass sich Addison (Kate Walsh) ganz gut in L.A. eingelebt hat und in der zweiten Staffel durch ihre neue Chefposition innerhalb der Praxis nicht mehr wie eine Außenseiterin rüberkommt. Auch sonst wurden im Cast die Freundschaften und Beziehungen erweitert, sodass nun die Hauptcharaktere insgesamt einen besseren Draht zueinander haben.
Nachdem die Produzenten dann gemerkt haben, dass eine hibelige Addison [die genauso deprimierend und zeitweise anstregend wie Meredith bei "Grey's" wirkte] nicht funktioniert, verabschiedete man sich nicht nur schnell wieder von dieser kurzzeitig entdeckten Charakterschwäche, sondern nahm auch von dem potentiellen Beziehungschaos zwischen ihr und Pete (Timothy Daly) Abschied. Dort scheiterte es wohl auch ein wenig an Chemie, die auf einer zuletzt gezeigten freundschaftlichen Basis aber durchaus vorhanden ist. Bei Cooper (Paul Adelstein) und Charlotte (KaDee Strickland) schaffte man es derweil die beiden Charaktere durch ihre besondere Zuneigung [was SM-Spiele nicht ausschließt] zu Lieblingen zu machen, die ein großes weiteres Plus und keine 0815-Rollen darstellten. Gelungen ist das auch bei Dell (Chris Lowell), der aber meist - trotz seiner Job-Erweiterung - noch wie das schwächste Glied im Team wirkt. Nur die Story um seine Tochter und deren drogenabhängige Mutter konnten ihn wirklich interessant machen. Naomi (Audra McDonald) ist mir derweil nur in ihrer Interaktion mit Addison oder auch in ihren oftmals leider langweiligen Fällen wirklich sympathisch. Alles was mit Ex-Mann Sam (Taye Diggs) zutun hat, stößt bei mir auf eine Wand die sich wünscht, dass man diese tote Beziehung nicht weiter treten würde oder sie versucht interessant zu gestalten. Das ist sie leider auch in Staffel 2 immer noch nicht.
Größte Schwachstelle sind leider die schon erwähnten Fälle der Woche, die meist dramatisch wirken sollen - es im Endeffekt aber nicht wirklich sind. Und zwischen den privaten Beziehungen der Hauptcharaktere und ihren Berufsleben konnte man einfach noch keine Linie finden, um beides wirklich schmackhaft zu gestalten. Ist das Privatleben gerade interessant, interessiert man sich nicht dafür welchen Fall der von uns geschätzte Charakter gerade mit irgendwelchen Gastrollen hat. Umgekehrt wirkt es dann oftmals so als ob man bei dem Berufsleben eine Melodramatik schaffen will, um ein schwaches oder gar nicht vorhandenes Privatleben zu vertuschen.
Am Ende befindet man sich da ein bisschen zwischen den Versuch wie ein klassisches Mediziner-Drama zu wirken und auf der anderen Seite wie eine Soap ala "Melrose Place", was vielleicht Violets irre Patientin im Finale am besten zeigt. Auch die Tatsache, dass Addison sich in mitten eines [soapklassischen] Liebesdreiecks befindet, wo sie diesmal diejenige sein könnte die eine andere - als ihre eigene - Ehe zerstört, könnte man da als Beispiel nennen.
Entweder man versucht diese beiden Vorstellungen aus Soap und Mediziner-Drama zu vereinbaren - was bisher leider noch nicht gelungen ist - oder aber man muss sich für eins von beiden entscheiden. Und da ist es im Moment eigentlich im Soap-Bereich um die Serie deutlich besser bestellt.
Der Spin-Off von "Grey's Anatomy" konnte also mit seiner zweiten Staffel streckenweise schon überzeugen, muss sich aber selbst noch finden, um dann auch als eigene Serie - als "Private Practice" [nicht als das "Grey's"-Spin-Off] - wahrgenommen zu werden.
Photo: © ABC
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