Dienstag, 6. Oktober 2009

Grenzwertige Hassliebe bei "Verbotene Liebe"

Mein Kompliment an der wiederaufgenommenen Verbindung zwischen Ansgar (Wolfram Grandezka) und Nathalie (Jenny Winkler) ist noch gar nicht solange her, da bekommen die Zuschauer schon reichlich Nachschlag. Der wohl auch für einigen Diskussionsstoff sorgt.
Ansgar hat also seine Ex-Frau zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen. Die ist widerwillig erschienen, um die Baufirma des Cousins ihres derzeitigen Freundes zu retten [klingt absurd wenn man es liest oder?]. Wie auch immer. Nathalie fühlt sich jedenfalls der Brandner-Familie schon so zugehörig, dass sie sich für das Schicksal der Firma verantwortlich fühlt. Nicht von ungefähr, denn schließlich ist Ansgar ja auch nur wegen ihr hinter 'Brandner Bau' her.
Mit einem Abendessen sollte sich nun alles zum Guten wenden - dachten sich wohl irgendwie beide Parteien. Ansgar sollte so wieder Nathalie näher kommen und diese konnte im Gegenzug die Firma retten. Mit dem romantisch ausgeschmückten Penthouse scheinen die Zeichen für ein gelingen des Deals auch gar nicht schlecht zu stehen. Während Nathalie sich widerwillig mit Ansgar an einem Tisch setzt und weder eine Ansprache von Ansgar noch das Essen richtig genießen kann, plant der bereits schon mit der richtigen Musik für den nächsten Schritt zu sorgen. Er bittet Nathalie nun also zum Tanz und beginnt dabei nicht nur ihr Kleid zu öffnen, sondern küsst sie auch am Hals entlang.
Und hier setzte ich dann einfach mal ein. Zwar ist nichts weiter passiert, da Nathalie kurz darauf angewidert das Penthouse verließ und es somit nicht zum angedeuteten sexuellen Akt kam. Nun muss man aber doch gestehen, dass die Autoren sich hier ziemlich an der Grenze bewegten die Rolle des Ansgar nicht auf ewig jegliche Sympathie zu nehmen. Hätte Ansgar nämlich Nathalie wirklich zum Sex gezwungen, wäre das nichts anderes als eine Vergewaltigung gewesen. Und von so einer Tat kann man einen Charakter kaum wieder befreien.
Nun gibt es zwar aus dem Mutterland der Soaps - der USA - mit Luke (Anthony Geary) und Laura (Genie Francis) aus "General Hospital" und EJ (James Scott) und Sami (Alison Sweeney) aus "Days of our Lives (Zeit der Sehnsucht)" zwei Beispiele wo das, glaubt man es oder nicht, funktioniert hat und die beiden wirklich legendäre Paare mit großen Fanbasen geworden sind, obwohl sowohl Luke als auch EJ an ihren großen Lieben einmal gegen deren Willen Hand anlegten. Im seichten Soap-Deutschland würde das dann aber wohl doch nicht funktionieren. Vor allem nicht mit Ansgar, bei dem man Streckenweise sowieso schon nach Pluspunkten suchen muss, um ihn nicht zum absoluten Bösewicht von "Verbotene Liebe" zu erklären. Und einer dieser Pluspunkte war bisher immer seine [wenn auch seltsame] Liebe zu Nathalie.
Einigen Fans war Ansgar in seinen Gefühlen für Nathalie bisher schon zu grenzwertig, doch damit wäre man einfach Gefahr gelaufen einer der komplexen und kontroversen deutschen Soap-Paare auf immer zu zerstören. Und auch wenn es einige nicht gerne hören mögen, die Hassliebe zwischen Nathalie und Ansgar ist einfach etwas wo man beide Seiten - sowohl den Hass für einander als auch die Liebe - so lang wie möglich beibehalten sollte.
Also darf man sehr glücklich sein, dass die Autoren dann doch nicht so weit gegangen sind. Als Zuschauer stellt man sich dann aber doch noch die Frage: Was wäre gewesen, wäre Nathalie nicht gegangen? Hätte sie tatsächlich widerwillig mit Ansgar geschlafen, um die Baufirma der Brandners zu retten? Oder wäre Ansgar an einer gewissen Stelle mit seinem Videobeweis zufrieden gewesen und hätte Nathalie gehen lassen? Spekulieren darf man in diese Richtung wohl mal und sonst darf man hoffen, dass man es schafft zwischen den beiden immer wieder ein Gleichgewicht zu finden. Für die Soap-Welt wäre dieses sonst heißdiskutierte Thema ein großer Verlust.

Photo: © Das Erste/Anja Glitsch

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