Sonntag, 11. Oktober 2009

"Marienhof" und der nicht geglückte Relaunch


Bin ich desinteressiert oder warum habe ich zum "Marienhof" solange nichts geschrieben? Ich würde es nicht unbedingt Desinteresse nennen. Vielmehr wusste ich einfach nichts was ich über den fiktiven Kölner Kiez großartig schreiben könnte. Sicher ist einiges passiert - sich eine Meinung dazu zu bilden war aber leicht schwierig.
Da wäre natürlich als erstes die Liebesgeschichte zwischen Toni (Sandra Koltai) und Nic (Hendrik Borgmann), die man wie von Müller-Elmau angekündigt wie eine Telenovela strickt. Nun kann ich nicht frei behaupten, dass ihm dies nicht gelungen ist und ich die Geschichte nicht mag. Vielmehr ist es die Tatsache, dass sich hier etwas in einer Soap breit macht, was da einfach nichts zu suchen hat - eine scheinbar voraus konstruierte Liebesgeschichte mit einem rosaroten Happy End. In Zeiten wo man die Genres Telenovela und Soap Opera sowieso nur noch schwer voneinander unterscheiden kann, da einige Telenovelas kein Ende mehr haben, immer weiter erzählt werden und somit ihrem Ursprung völlig wiedersprechen, möchte ich bei dem Rettungsversuch einer Soap einfach nicht so einen Mix sehen. Schon gar nicht um so verlorene Zuschauer zurück zugewinnen.
Und gerade mit den beiden - Toni und Nic - versucht man es ohne größere Pause zwischendurch. Nun hab ich schon gesagt, dass man nicht behaupten kann, dass ich die Geschichte nicht mag, sondern sie einfach eher fehlplatziert ist. Da sie nun aber schon mal da ist, muss man auch sagen, dass sie letztendlich zu seicht und einfach gesponnen daher kommt. Denn gegen die magische Anziehung der beiden Protagonisten spricht eigentlich nur Tonis Ehe zu David (Christian Volkmann) - und die gleicht dieser Tage immer wieder einem Trümmerhaufen. Der große Konflikt fehlt einfach irgendwie. Auch für den Zuschauer, der David mittlerweile in Phasen als gänzlich unsympathischen Snob erlebt. Zwar hatte der Charakter schon immer eine dunklere Seite an sich, allerdings war die immer so ausgeprägt, dass man ihm trotzdem noch den Helden in weißer Rüstung abnahm, der Toni über alles liebt. Man erinnere sich nur an die Geschichte mit Tonis Exmann Sven. Nun wird einem irgendwie mit Gewalt Nic aufgedrängt. Dieser hat auch durchaus Chemie mit Toni und man gönnt den beiden auch zu ihren Gefühlen zu gestehen - jedoch fehlt das Salz der Soapsuppe [um dann mal zum Punkt zu kommen].
Neben Nic und Toni sind auch die beiden Zwillinge Ruth (Simone Gorholt) und Lea (Maria Hönig) dieser Tage noch ein großes Thema. Auch hier gibt es scheinbar wieder zwei Seiten. So sind beide Rollen zweifellos wirklich eine Besonderheit in der deutschen Soaplandschaft und zeichnen sich durch ihrer unkonventionellen Art aus. Gerade dies treibt man dann meist aber auch auf die Spitze, sodass die Rollen um eine Story zu tragen zeitweise einfach zu zickig, unreif und letztenlich unsympathisch wirken. Eine Party in der WG war wohl in der letzten Woche das beste Beispiel um zu untermalen was ich meine.
Die dritte Schwachstelle, die der "Marienhof" sich mit dem Relaunch leider nicht abgewöhnen konnte sind die unwichtigen Geschichten die sich mal über ein paar Folgen hinziehen. Oder wo man einfach das Gefühl hat es ist zu unwichtig um richtig Bezug darauf zunehmen. Aktuelles Beispiel hier ist wohl Stefano (Antonio Putignano) im Alterungsprozess mit Muskelkater.
Positiv bemerken kann man wohl noch die Rückkehr von Julia Dahmen als Constanze, die wieder etwas mehr Spannung reinbringen konnte. Ausreichen tut es dennoch nicht und der "Marienhof" kommt einem an einigen Stellen unheimlich seicht vor. Die leichteste Versuch seit es Soaps gibt  - kann wohl kaum das gewünschte Ergebnis eines Relaunchs sein.
Auch die Quoten spiegen das letzendlich wieder. Stiegen sie mit der Explosion der Gallerie leicht an, verhaaren sie nun wieder auf den alten Werten von denen man eigentlich schnellstmöglich weg wollte. Es reicht dann einfach nicht aus nur viel an der Produktionsweise und den Kulissen zu ändern. Auch die Geschichten dazu müssen stimmen und da hat der "Marienhof" derzeit einfach keinen 'Must-See'-Effekt dabei, der die Quote anheben und auch die Serie wieder zum festen Teil eines Vorabends macht - auch wenn zumindest gute Ansätze zufinden sind.

Photo: © Das Erste

1 Kommentar:

  1. Danke dir das du meinem Wunsch nachgekommen bist. Ich finde deine Formulierungen wie immer Klasse und auf den Punkt. Ich schaue Marienhof eigentlich noch jeden Abend aber ich muss auch sagen seit einiger Zeit hat es nicht mehr viel sehenswertes. Ich hoffe es kommen wieder bessere Zeiten. Und ja auch froh bin ich das wenigstens Constanze zurück ist, wenigstens etwas gutes.

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